Welt in Flammen

Hier war das Internet gesperrt. Einfach gesperrt. Ich dachte, auf solche Ideen käme nur die chinesische Regierung. Aber auch hierzulande wohl eine Methode zunehmender Beliebtheit…

Hintergrund waren landesweite Proteste wegen der Staatsbürgerschaftsreform, die muslimische Flüchtlinge diskriminiert. Laut UN verstößt das Gesetz gegen die Menschenrechte. In Delhi haben Autos und Busse gebrannt, viele Menschen wurden verletzt. Daraufhin wurden Menschenansammlungen von mehr als 4 Leuten verboten und eben einfach mal landesweit das Internet abgestellt. Habt ihr in Deutschland davon mitbekommen?

Mich hat das ganz schön… beängstigt. Krass war, am eigenen Leib zu erfahren, dass die Methode wirklich effektiv ist. Was alles über das Internet läuft und durch die Entscheidung einer Regierung nicht mehr möglich ist! Ich hab mich von der Außenwelt abgeschnitten gefühlt. Keine Nachrichten, kein Facebook, nicht Mama schreiben, keinen Raga sonstwas nachschauen, nicht in die Klasse von Guruji eintragen, kein Lunch und Dinner anmelden, ja sogar hier in kürzester Distanz in der Dhrupad-Schule läuft so viel digital! Das sind alles Kleinigkeiten, aber wenn ich in größeren Dimensionen denke, bleibt ein Gefühl von Ohnmacht und Abhängigkeit von einigen wenigen Menschen mit Macht. Und die Frage beim Schreiben dieses Posts, ob ich überhaupt noch frei meine Meinung äußern darf?!

Als das Internet dann wieder ging, hab ich nur noch Feuer gesehen. Wir wissen alle, wie schön so ein Lagerfeuer sein kann am schwedischen See… Und wie zerstörerisch dieses Element wirkt, wenn die Welt aus der Balance geraten ist. Die letzten Wochen waren voll von Feuer-Schreckensmeldungen. Der Koala ist faktisch ausgestorben, sein Habitat ist abgebrannt. Mein Herz blutet, nun den gesamten australischen Kontinent in Flammen zu sehen.

Feuer Feuer Feuer
Ohnmacht Wut Trauer

Es scheint mir sinnlos an so einem Tag, Ragas zu üben. Aber vielleicht ist genau das das beste, was ich tun kann.
Kann ich all den Weltschmerz in meine Stimme legen? Kann ich raus singen, wie wütend ich auf uns bin, diese dumme Spezies Mensch, wie wir mit unserer Natur umgehen? Kann ich schreien und weinen, wann wir endlich aufwachen? Kann ich einfach meine Augen öffnen und all das fühlen? Anteilnehmen. Da sein.

Ich glaube, das ist der einzige Weg, wenn sich hier noch was ändern darf. Augen auf und fühlen! Kein vermeintlich positives wird-schon-wieder-Getue, sondern ehrlich und wahrhaftig trauern! Lebensfreude und -wille kommen dann von alleine wieder. Und mit ihnen dein kreativer Beitrag, Leben zu erhalten. Das von dir, deinen Liebsten, Muslimen, Hindus, Bäumen wie Koalas.

Mach dein Herz auf, lieber Mensch, und lass dich halten von wem in deiner Nähe.
Ich singe jetzt.
Aho!
Deine Amélie Mehru

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