Es gab Phasen in unserer Beziehung, da hätte ich diesen Satz nicht aus ganzem Herzen sprechen können. Da lag so eine Schwere auf der Liebe, ein Schmerz, eine Angst.
Ich hatte ganz schön mit Beziehungszweifeln zu kämpfen.
Über die Zeit haben wir meine Zweifel besser kennen gelernt und was für sensible Anzeiger sie sind. Ja tatsächlich den Schatz, der hinter ihnen steckt.
Zum Beispiel waren sie manchmal Anzeiger dafür, dass es Flo nicht gut ging. Wenn er nicht in seiner Kraft war, tauchte bei mir Zweifel auf.
Oder wenn bei ihm gerade das Schema „Ich bin nicht gut genug“ aktiv war, schwappte dieses rüber und äußerte sich als Zweifel bei mir.
Manchmal bedeuteten sie einfach, dass ich meinen Raum brauchte und mich selbst vergessen hatte.
Oder dass ich mehr Sicherheit brauchte auf Ebenen, die Flo mir gerade nicht geben konnte.
Oder sie waren Produkt meiner eigenen Wertungen und Schemata.
Manchmal, und das finde ich abgefahren, waren sie Übertragung der Wertungen meiner Eltern.
Manchmal, genauso abgefahren, tauchten sie dann auf, wenn wir mit Menschen umgeben waren, die selbst Wertungen über uns hatten oder in Beziehung unerfüllt waren.
Oft waren sie Ausdruck des Schmerzes, dass etwas noch nicht so war zwischen uns, wie ich mir das sehnlichst gewünscht hätte.
Zweifel sind in den Kopf gerutschte Gefühle.
Ach, wenn ich meinem jüngeren Ich nur sagen könnte, Geduld und Vertrauen zu haben!
Meine größte und quälendste Sehnsucht war, mit meinem Partner Musik zu machen. Ich hatte eine Vision, in der ich mich mit ihm singen sah, spürte, wie unsere Stimmen sich übereinander legten, sie zusammen schmolzen und die Herzen der Menschen berührten.
Dann traf ich Flo. Und es sah nicht so aus, als könnte ich das mit ihm leben.
„Er ist bestimmt ein toller Mensch, aber ein Musiker ist er nicht“, sagte einmal eine Freundin zu mir, als wir uns gerade kennen gelernt hatten.
Wumm… das wirkte wie ein Schlag in die Magengrube. Es war meine größte Angst, dass sie Recht hatte.
Wir konnten in der ersten Zeit unserer Beziehung tatsächlich nicht zusammen singen. Bei Flo kam Scham hoch, bei mir Ungeduld und Ärger.
So what, würden einige sagen. „Ein Partner ist ja nicht dazu da, deine Sehnsüchte zu erfüllen“, sagten manche. „Dann machst du eben mit anderen Musik.“
Kaum einer konnte diesen Schmerz verstehen, der daraus resultierte, dass ich mich zerrissen fühlte zwischen dieser Liebe und meiner Bestimmung.
Heute weiß ich, dieser Schmerz war nicht nur meiner, er war genauso Flos. Genau wie die Vision der sich verwebenden weiblichen und männlichen Stimme auch seine war. Ich war nur diejenige, die sie getragen hat, die die Sehnsucht gehütet hat, den Schmerz darin gefühlt und gefühlt, bis sie sich mehr und mehr entfalten konnte.
Ach, hätte mir nur jemand sagen können, mit einem weisen Lächeln im Gesicht, dass das Leben nicht irrt. Dass Dinge machmal Zeit brauchen und sich auf andere Weise als die, die wir kennen, genau der Kern unserer Sehnsucht erfüllt.
Denn was mache ich heute: Ich verwebe meine Stimme mit der von Flo. Zusammen berühren wir die Herzen der Menschen. Nur singen wir keine indischen Mantren, wie damals in meiner Vorstellung, sondern wir jodeln! Same same but different
Und peu a peu wagen wir uns auch an meine Lieder, an die Stimmimprovisation und alles andere, wofür unsere Herzen schlagen.
Heute vertrau ich dieser Liebe. Und lasse mich von ihr zu unbekannten Plätzen führen.
Deine Amélie Mehru